In einem fernen Land namens Saurifanien wohnten vor langer, langer Zeit für unsere Augen ungewöhnliche Kreaturen: die Saurifanten. Sie lebten fröhlich in den Tag hinein. Sie hatten keine Feinde und der Tag küsste sie jeden Morgen lieblich aus dem Schlaf. Nie brauchten sie etwas zu tun, worauf sie nicht auch Lust gehabt hätten.
Sie spielten miteinander, wann sie wollten und aßen von den ihnen zahlreich dargebotenen Früchten der Natur, wenn immer sie die Lust dazu überkam. Sie rauften und versöhnten sich, schliefen – das taten sie besonders gern -, schwammen im nahegelegenen Fluss, tanzten und machten Musik. Wenn sie einmal zu nichts Lust hatten, und am liebsten überhaupt nicht da gewesen wären – so etwas gab es natürlich auch -, so schluckten sie einfach ein Plumsbeere vom Plumsbeerbaum und – zack!- waren sie unsichtbar.
So lebten sie von Jahr zu Jahr und alles wäre auch weiterhin so gut gelaufen, wenn nicht eines Tages die bösen Klönx aus dem Nachbartal von ihnen gehört hätten. Die Klönx konnten sich über nichts freuen, weil man ihnen das Lachen gestohlen hatte.
Als diese erfuhren, wie glücklich die Saurifanten in den Tag hinein lebten, konnten sie keine Ruhe mehr finden. Wenn sie schon keinen Spaß haben durften, so sollte auch kein anderer welchen haben dürfen.
Die Klönx konnten aber nicht nur böse umherschauen. Sie konnten auch meterweit und geradezu unsichtbar schnell mit ihren Spiralbeinen springen. Zudem konnten sie einen ekligen, klebrigen Schleim abgeben, der in Sekundenschnelle alles verklebte. Die Klönx konnten es kaum abwarten, den Saurifanten ihr Glück zu nehmen und machten sich sofort auf den Weg, Saurifanien zu erobern.
Die Saurifanten feierten gerade das Ende eines weiteren wundervollen Tages, als urplötzlich eine ganze Meute dieser bösen Geschöpfe im Schutze der Dämmerung auf sie herniederfiel. Ruckzuck verklebten sie alles, was sich auf der Erde bewegte. Das ging so schnell, dass auch nicht einer unserer gutmütigen Zeitgenossen sich hätte wehren können, geschweige denn zu einer Plumsbeere hatte greifen können, um sich unsichtbar zu machen.
Dieser schauerliche Alptraum schlug wie ein Blitz ein. Doch waren wirklich alle Saurifanten von diesem Blitz getroffen worden? Nein! Einen hatten die Klönx in ihrem Eifer übersehen, da er zur Zeit des Überfalls auf einem Plumsbeerbaum saß und schlief: Den kleinen Jacomac.
Als er aufwachte und die Katastrophe um sich herum bemerkte, überkam ihn ein schauerliches Gefühl und er wurde schrecklich traurig darüber, seine Freunde so erstarrt vor sich zu sehen. Doch nach einer Weile beruhigte er sich wieder und fasste den Entschluss, seine Freunde zu befreien.
Im Schutze der Nacht, die inzwischen über Saurifanien hereingebrochen war, schlich er sich ganz leise und behutsam vom Baum herunter, an den wachenden Klönx vorbei und verschwand im Wald.
Er wusste instinktiv, dass es nur einen gab, der ihm helfen konnte: Vater Zottelbart, ein alter weiser Artgenosse, der sich in eine Höhle auf einem fern abgelegenen Berg zurückgezogen hatte, um dort seinen Lebensabend zu verbringen. Jacomacs Weg führte über Wiesen und Wälder, Flüsse und Berge. Doch der Weg war sehr lang für unseren kleinen Jacomac. Darum musste er sich unterwegs auf einer Waldlichtung hinsetzen und fiel sofort in einen tiefen Schlaf.
Aufgeweckt wurde er am nächsten Morgen durch eine sanfte, tiefe Stimme: “Hey Du! Was macht so ein süßes Wesen wie Du denn so ganz allein in dieser einsamen Gegend?” Das Nilpferd Knautschzone hatte sich zu Jacomac gesellt, während er schlief.
Jacomac erzählte ihm sein Schicksal – von den bösen Klönx und von dem Ziel seiner Reise. Knautschzone hörte aufmerksam zu und betrachtete dabei Jacomac mitleidig. „Lass’ mich Dir helfen, Kleiner! Ich kenne diese Gegend hier gut. Alleine schaffst Du es nicht zum alten Zottelbart. Man kann sich hier leicht verirren.”
Knautschzone bot unserem kleinen Saurifanten seinen Rücken an. Jacomac setzte sich erfreut darauf und das Nilpferd trabte vorwärts in Richtung des Berges, auf dem der weiseste aller Saurifanten lebte.
Am Mittag des nächsten Tages kamen die beiden an der Berghöhle an, in der der alte Zottelbart wohnte. Der Alte empfing sie herzlich. Nachdem sich alle drei zu einem gemütlichen Tee gesetzt hatten, fing der kleine Jacomac noch einmal an, seine Geschichte zu erzählen. Vater Zottelbart hörte erstaunt und zugleich missmutig zu. Als Jacomac fertig war, sagte der Greise nur: “Lasst mich einen Moment überlegen” und lief einige Touren im Kreis, wo ihm schon so manche gute Idee gekommen war. Irgendetwas brabbelte er dabei in seinen Bart hinein.
Nach einiger Zeit stoppte er und begann zu reden: “Ich denke, es gibt nur eine Möglichkeit, unsere lieben Brüder und Schwestern zu befreien …” und erzählte ihnen von einer Blume, die auf dem Grund des Ozeans lebte und mit ihrem Singen alles um sich herum fröhlich stimmen konnte. “Deshalb nennt man sie auch die Blume des Lachens.” Vielleicht könnten dem nicht einmal die Klönx standhalten. “Ich kann aber leider nicht mitgehen, so gerne ich auch würde. Ich bin zu alt für solche Abenteuer und wäre euch bestimmt nur im Weg.”
“Aber Zottelbart,” meinte Jacomac, “ich kann doch gar nicht schwimmen. Wie soll ich die Blume holen?” Doch es gab ja noch unseren Freund Knautschzone. Das Nilpferd war ein vorzüglicher Schwimmer.
Und die beiden, Knautschzone und Jacomac, gingen zum großen, weiten Ozean. Jacomac setzte sich an den Strand, während Knautschzone nach der Blume tauchte. Das Nilpferd konnte unter Wasser nicht wirklich viel sehen, aber es konnte einen schönen Klang vernehmen, der aus einiger Entfernung zu hören war.
Es folgte der Stimme und schon bald stand das Tier vor der Pflanze, die so schön singen konnte. Es bestand kein Zweifel, dass es sich hierbei um die Blume des Lachens handelte. “Hallo Blume, wir brauchen etwas von Deiner Fröhlichkeit in unserem Land.” sagte Knautschzone und erzählte ihr die ganze Geschichte vom bösen Überfall auf Jacomacs Freunde.
Diese, gerührt von dem harten Schicksal der lieben Saurifanten, sagte ohne größeres Zögern ihre Hilfe zu. Sie griff in ihr Korallenhaus, holte ihren Topf und stieg hinein. Knautschzone hielt sie mit seinem Kringelschwanz fest, tauchte mit ihr auf und schwamm zur Küste. Jacomac wartete dort schon ganz ungeduldig auf sie.
Zusammen ritten sie nun in Richtung Saurifanien und die Blume sang ihre schönsten Lieder, die im ganzen Tal widerhallten. Die Bäume und Sträucher ließen ihr Blättergewand tanzen und Eichhörnchen, Rehe und andere Waldtiere umsprangen fröhlich die 3 Reisenden auf ihrem Weg zu den Klönx.
Als sich unsere Helden nun singend Saurifanien näherten, konnte man auf den Gesichtern der Klönx einen seltsamen Ausdruck beobachten. Der grimmige Mund verzog sich zu so etwas wie einem Lächeln, als sie den wundervollen Klang der Blumenlieder vernahmen. Die Schleimfäden, die die gefangenen Saurifanten erstarren lassen hatten, zerschmolzen langsam aber stetig. Wie Schnee, wenn der Frühling kommt. Die Klönx verstanden auf einmal gar nicht mehr, warum sie jemals böse auf irgend etwas sein konnten, wo doch alles so nett und schön um sie herum war.
Die Saurifanten vergaben ihren Angreifern, als sie sahen, dass die Klönx völlig verändert waren und ihre Taten selbst nicht mehr verstehen konnten. Am Abend feierten dann alle zusammen ein Freudenfest: die Klönx, die Saurifanten, Jacomac, Knautschzone, die Blume des Lachens und alle Tiere der Umgebung.
Ja, so nahm denn letztendlich diese Geschichte noch einen guten Verlauf. Man darf einfach nur nicht die Hoffnung aufgeben, nicht wahr?
[Diese Geschichte basiert ursprünglich auf einer Idee von Karen Schmidt und Jasmin Kiani :)]
Leave a Reply